Quetzaltenango

Das nordwestliche Hochland Guatemalas, Quetzal- und Huehuetenango ist die ursprünglichste, aber auch in vielerlei Hinsicht unzugänglichste Region der Mayas, wo man viele der alten Traditionen pflegt und der heilige Kalender noch weitgehend in Verwendung ist. Es gibt unzählige Mayaaltäre, an denen Schamanen ihre Feuerzeremonien gestalten. Die meisten von ihnen sind nur nach langen Wanderungen durch die Wildnis erreichbar. Da es während des Bürgerkrieges den Mayas verboten war, ihre Rituale zu gestalten, gab es hier besonders viele Repressalien und Tausende von Mayapriestern fielen dem Militär zum Opfer. Der Terror war so groß, dass nur des Nachts gearbeitet wurde, wie Don Cirilo in Interviews erzählt, und man schwebte dabei immer in Todesgefahr.
Die gleichnamige Hauptstadt Quetzaltenangos, die nach dem alten Indianernamen Xela (ausgesprochen: Schela) genannt wird, liegt bereits auf 2600m Seehöhe. Ihr Charakter erstaunt uns, denn es ist die europäischste Stadt, die wir in den letzten 5 Monaten gesehen haben. Der Hauptplatz und die Straßen um diesen herum erinnern mit ihren klassizistischen Bauten sogar ein wenig an Salzburg. Außerhalb davon sind wir aber wieder zurück in Guatemala, insbesondere auf dem riesigen Markt, Umschlagplatz unglaublicher Mengen von Früchten und Gemüsen. Leider ist es in Xela recht kühl und insbesondere in der Nacht sinkt das Thermometer auf weit unter 10 Grad, zu meinem großen Leidwesen auch im Hotelzimmer, da man hier keine Heizungen oder Dämmungen kennt, doch diesmal sind wir mit Schlafsäcken und warmer Kleidung bestens ausgerüstet.
In der Casa Noj, einem Maya-Kulturzentrum, lernen wir den Mayapriester Carlos Escalante kennen, der in seiner professoralen Art eine sehr ungewöhnliche Erscheinung ist. Er lehrt Kinder und Jugendliche die Zugänge zu ihrer alten Kultur und geizt auch uns gegenüber nicht mit seinem großen Wissen, gibt uns viele Hinweise zu Altären und heiligen Plätzen, von denen wir im Laufe unserer zweiwöchigen Reise viele besuchen. Carlitos, wie er genannt wird, gehört zu denjenigen Indianern, die nicht nur bereit sind, die Weisheit der Maya weiterzugeben, sondern uns sogar auffordert, darüber zu schreiben und das Wissen in die westliche Welt weiterzutragen.
Von Xela aus besuchen wir viele Dörfer in der näheren und weiteren Umgebung. Den Jahreswechsel verbringen wir in dem angenehmen auf einem Berg gelegenen Hotel „Las Cumbres“ in Zuníl und genießen die heißen Vulkanquellen, die direkt in den Whirlpool unseres Zimmers sprudeln, ein ungewöhnlicher Luxus, der das kalte Klima erträglich macht. Weit weg von den unzähligen Raketen – in Panajachel wird seit Wochen geböllert, insbesondere zu Weihnachten – ist es ein eher besinnlicher Abend mit einem kleinen Feuerritual im offenen Kamin unseres Hotelzimmers. In Zunìl finden wir in Begleitung des jungen Pickupfahrers José vier Mayaaltäre, wo wir uns mit kleinen Zeremonien mit der Region verbinden und um den Segen für die lange Zeit verfolgten und unterdrückten Menschen bitten. Auch in Momostenango, San Francisco El Alto und San Andrès Xecul finden wir starke Mayaaltäre, die jedoch manchmal auch von dunklen Energien überlagert sind, denn so wie in jeder schamanischen Kultur gibt es naturgemäß weiße und schwarze Magie. Zudem wird man in Guatemala immer wieder gewarnt, zu heiligen Plätzen zu gehen, besonders wenn sie in der Abgeschiedenheit eines Berges liegen, da sich häufig Diebesbanden in den Wäldern verstecken. Einige Schamanen berichten uns, dass sie mittlerweile auf Zeremonien dort verzichten, aus Angst, überfallen und ausgeraubt zu werden. Auch das ist eine Seite Guatemalas, mit der wir immer wieder konfrontiert werden, obwohl wir glücklicherweise - abgesehen von kleineren Taschendiebstählen im dichten Gedränge - keine Begegnung dieser Art haben. Dennoch sind wir sehr vorsichtig und achten auf unsere inneren Stimmen, ob wir zu Plätzen gehen sollen oder nicht. In San Andrés Xecul fühlen wir uns gerufen, zu einem hochgelegenen Mayaaltar hinaufzusteigen, der mit tausenden Fähnchen geschmückt an einen tibetischen Schrein erinnert. Wir finden einen wundervollen Ort der Verehrung der Schlangenkraft der Erde, blicken von hier scheinbar auf die ganze Welt hinunter. Es ist uns eine friedliche Stunde gegönnt, in der wir unsere Zeremonie und Meditation abhalten können. Beim Abstieg begegnen wir einer Gruppe von Frauen, die mit jeweils zwei Macheten bewaffnet sind, um sich gegen etwaige Angreifer zu wehren, was uns wieder der Gefahr bewusst werden lässt, die mit solchen Wanderungen verbunden zu sein scheint.

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Herz-Jesu in der Kathedrale von Xela

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Imposante Weihnachtskrippe

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Xela bei Nacht

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Feuerwerk am 1. 1. 2009

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Da Wüde mit seina Maschin

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Feingeschnippseltes am Markt

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Erika interviewt Carlitos

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'Alter' Mayaweiser

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Zunil - Geier warten auf neuen Abfall, den der Fluss mit sich nimmt

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Panzerknacker

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Im 'Las Cumbres', draussen dampft es durch heiße Quellen, die in den Fluss fließen

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Im Jacuzzi

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Ritualplatz bei Zunil

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Geier verspeisen die Reste von geopferten Hühnern (nicht von uns!!!)

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Mit dem Pickup zum nächsten Mayaaltar

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Prozession

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Maskentanz in Momostenango - der Tod ist immer dabei

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Dorfaltar in Momos

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Und es wird fleißig gearbeitet

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Tortillatetschkerln und -backen am Marktplatz

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Dunkler Altar in San Francisco el Alto

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Alter Baum, der alles an diesem Platz geduldig beobachtet

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Lieber Gitarrist an der Fassade der Kirche von San Andrés Xecul

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'Superengel'

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San Andres

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'El Calvario' in San Andrés, daneben ein Ritualplatz

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Schamane bei der Arbeit

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Altar, hoch oben

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Aufstieg

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Nach dem Ritual

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Tibet

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Christus vor der Kirche von San Andres, von Delfinen getragen

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Altar von San Pascual in Olintepeque, ein hoher Meister und Mayapriester aus früheren Zeiten, der für Jugendliche in ihren Irrungen und Verwirrungen angerufen wird

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In den heissen Lavapools der 'Fuentes Georginas'

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Blick auf Santa Maria, ein 3772m hoher und aktiver Vulkan in der Nähe von Xela

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