Auckland und Northland

Nach sieben Wochen Hawaii setzen wir über nach Neuseeland, am anderen Ende des sogenannten polynesischen Dreiecks, das von Hawaii, Neuseeland und den Osterinseln gebildet wird. Insofern hegten wir ein wenig die Vorstellung, dass es hier nicht allzu anders zugehen wird als in Hawaii. Doch der 9-stündige Flug in der sehr angenehmen Air New Zealand, wo jeder seinen eigenen kleinen Bildschirm hat, zwischen unzähligen Kinofilmen und Musikprogrammen, New Zealand Dokumentationen oder Flugdetails wählen kann, bringt uns doch in ein ziemlich anderes Land. Auf den ersten Blick fühlen wir uns wie zurück in Europa, irgendwo in Großbritannien oder Irland. Die Landschaft im Norden ist geprägt von sanften Hügeln, grünen Wiesen mit Kühen und Schafen, englischen Häuschen und schönen Buchten. Es gilt Linksverkehr, was unsere Schutzengeln zunächst einmal in enormen Stress versetzt. Die Bevölkerung ist mehrheitlich weiß und meist ur-britisch. Und wie in Hawaii scheinen die Maoris an den unteren Rand der Gesellschaft gedrängt zu sein.
Auckland ist mit 1 Million Einwohner die größte Stadt des Landes, dessen beide Hauptinseln, also North Island and South Island, in Form und Größe in etwa Italien gleichen. Dazu kommen einige pazifische Inseln, die trotz ihres paradiesischen Rufes zu besuchen wir nicht vorhaben - neben zeitlichen Gründen spielen hier vor allem finanzielle Überlegungen eine Rolle, obwohl das Kiwiland glücklicherweise ein gut leistbares Preisniveau hat. Mit Kiwi meint man hier im übrigen nie die grünen Früchte, die bei uns lange Zeit mit diesem Land assoziert wurden (hier aber kaum gegessen werden), sondern den äußerst seltenen Vogel, der als Nationalvogel gilt. Gesehen haben das nachtaktive und flügellose Tierchen noch Wenige, denn es ist, wie so oft, eine gefährdete Art.
Das am Meer gelegene Auckland ist eine durchaus interessante Stadt, auch sie erinnert uns an London, doch wir sind diesem europäisch städtischen Leben mittlerweile schon recht entwöhnt und verbringen dort nur einen Tag, wo wir Unsummen an Parkgebühren zahlen und ein wenig irritiert durch die Straßen streifen, und dennoch die guten Kaffeehäuser und weniger guten Buchhandlungen genießen. Nachdem wir alles gecheckt und erledigt und einen fetten 4WD in einen billigen Kombi getauscht haben, fahren wir ins Northland, die Nordinsel „above the line“, also nördlich von Auckland, wo nicht nur das wärmste Klima herrscht (es beginnt ja gerade der Herbst), sondern auch die meisten Maoris leben. Schließlich ist es ihre Kultur und Spiritualität, die uns hierher gerufen hat. Unsere erste Station ist Whangerei, eine Kleinstadt etwa 2,5 Autostunden von Auckland entfernt. Hier kommen wir schon bald in Kontakt mit Eva und Allen, die uns auf eine kleine Wanderung zu ihren Naturheiligtümern mitnehmen. Es ist eine wunderbare und herzliche Begegnung und wir spüren schon in den ersten Tagen, dass sich die Maoris nicht nur eine starke Identität und den Bezug zu ihrer Tradition bewahrt haben, sondern auch eine tiefe Liebe und relative Offenheit leben, relativ, denn man ist dennoch vorsichtig im Umgang mit Pakehas (Nicht-Maoris). Im Gegensatz zu Hawaii, wo die Kluft zwischen den Locals und den Weißen riesengroß ist, die Hawaiianer die unterste Klasse bilden und tief verletzt sind, weil man sie nicht nur ihres Landes beraubt, sondern viele Teile ihrer eigenen Kultur und Spiritualität kommerzialisiert hat, wird man hier willkommen geheißen und reich beschenkt.
Unsere nächste Station ist Paihia und Waitangi, in der traumhaft schönen Bay of Islands. Während Paihia ein beliebter Touristenort ist, kennt man von der gleich anschließenden Maorigemeinde Waitangi mehr seine historische Bedeutung. Hier wurde 1840 der berühmte „Treaty of Waitangi“, ein Vertrag zwischen den wichtigsten Maori-Chiefs und den Engländern unterzeichnet. Obwohl man mit diesem Abkommen die Bewohner Aotearoas, wie das Land heißt, in Wahrheit über den Tisch gezogen hat, bildet er heute das wichtigste juristische Dokument für die Erhaltung ihrer Selbständigkeit. So waren die sogenannten Maraes, politische und spirituellen Zentren, mit einem tempelartigen Meetinghouse, immer Maorigebiet, in das die neuseeländische Exekutive keinen Zutritt hat.
Die Maori-Fassung des Abkommens überließ zwar den Maori-Chiefs die Souveränität des Landes, doch die danach gültige englische Fassung übertrug diese den Engländern. Aber die Maoris sind clever und anpassungsfähig, viele genießen heute eine gute Bildung und haben höhere Berufe. Und so begannen sie, die Europäer, wie man weiße Neuseeländer immer noch nennt, mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, nämlich in den Gerichtshöfen. („Irgendwann haben wir gemerkt, dass auf- und abhüpfen nichts nützt ...“, lautet der verschmitzte Kommentar eines befreundeten Heilers.)
Und wenn auch viele Verfahren noch anhängig sind, so bleiben die Europäer doch meist chancenlos, wenn es zum internationalen Gerichtshof nach Den Haag geht. So gibt es seit den 90-er Jahren einen enormen Paradigmenwechsel in der neuseeländischen Gesellschaft. Die bis dahin verbotene Maori-Sprache wird wieder in den Schulen unterrichtet, es gibt Maorifernsehen und -radio und viele andere Initiativen. Und wenn auch vieles ein wenig verquert ist, so lernt man in den Schulen etwa ein modernes Maori, das mit keinem der zahlreichen Dialekte wirklich übereinstimmt, so wurde dadurch eine enorme Bewegung ausgelöst. Viele Maoris kehren zurück zu ihren Wurzeln und Traditionen, sprechen ihre Sprache wieder, üben ihre Kultur und Spiritualität intensiver aus und bekennen sich von ganzem Herzen zu ihrem Maoritum, während man sich vor wenigen Jahrzehnten noch dafür schämte. Kinder und Jugendliche sind stolz, ihre alten Handwerksarbeiten,die Gesänge und Tänze und den Haka, einen furchterregenden Kriegstanz, zu erlernen. Natürlich ist nicht alles so rosig wie es klingt. Besonders in Auckland, wo große Arbeitslosigkeit und Armut herrscht, leben viele Locals im scheinbar unentrinnbaren Kreislauf von Alkohol, Drogen, Gewalt, Kriminalität und Bandenkriegen.
Wir schlagen unsere Zelte in Waitangi auf, wo das einzige Motel hinter dem wunderbaren Marae steht, dessen starke spirituelle Kraft wir täglich spüren. Motels sind hier übrigens richtig kleine Ferienapartments und endlich entkommen wir dem Gastronomiebetrieb und können uns unsere eigenen leckeren Gerichte kochen, denn es gibt herrliches Gemüse und frischen Fisch in großer Auswahl. Dahinter ist gleich das Meer und wir sehen auf die wunderbaren Buchten und Inseln der Bay of Islands, haben natürlich schon mehrmals unsere Freunde, die Delfine, besucht, diesmal auch mit einem eigenen kleinen Motorboot, das man hier ohne Lizenz mieten kann.
Wir sind jetzt mit Unterbrechungen schon zwei Wochen in Waitangi, das unser Ausgangspunkt geworden ist und wo wir sehr herzliche und spirituelle Menschen kennengelernt haben und uns immer tiefer mit der Maorikultur verbinden.

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Vogel in Black & White am 1. Tag - eine gute Prognose

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und: neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein - Kiwis aus Italien; ich glaub an nix mehr

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Dafür GROSSE GRÜNE MUSCHELN - hmmmmmmmmm

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... und eine Flat White - fast ein großer Brauner

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Kunstwerk

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Jemand hat es sich gemütlich gemacht

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Nicht ruhig sitzen wollendes Vogerl - muss ja auch nicht

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Kiwano

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Auf deutsch, sensibel übersetzt: HORNGURKE

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Erika vor Haruru-Falls

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Erika hinterm Steuer - ich sag nur eins: Linksverkehr

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Bay of Islands

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Freundliche Ozelotkatze

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Jetzt nicht mehr

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Abkürzer - Tankstelle - luftiges Wohnzimmer

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Am Fluss von Waitangi

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Altes Sugarboat








































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