Puttaparthi

Nach unserer Rückkehr aus Tamil Nadu entschließen wir uns doch noch zu einem Tagesausflug nach Puttaparthi, zum Ashram von Sri Sathya Sai Baba, nachdem dieser seinen geplanten Aufenthalt im Whitefielder Ashram abgesagt hat. Das Dorf Puttaparthi ist vollkommen auf den großen Guru abgestimmt, der täglich von tausenden Menschen aus aller Welt besucht wird. Es ist voll von Devotees, Besuchern, Händlern, Geschäftsleuten, Bettlern, Autos, Rikhaws. Der mittlerweile 82jährige Sai Baba ist vermutlich der populärste, aber auch der umstrittenste lebende Guru Indiens. Insbesondere hier in seinem Heimatdorf sieht man seine große Fürsorge für sein Volk. Er baute ein Trinkwasserversorgungssystem, zwei Spitälern mit kostenloser Behandlung, Schulen, Universitäten, ein Stadion, ein Theater usw. Nicht nur deshalb wird er als göttliches Wesen hochverehrt. Die Kehrseite ist jedoch ebenso sichtbar. Die Menschen leben mehrheitlich in dem Glauben, dass Sai Baba für sie sorgen und die Wunder geschehen lassen wird, die sie selbst aus ihrer Lebensmisere herausholen, was die durch das Kastensystem und den Glauben an das selbst nicht veränderbare Karma verursachte Passivität vieler Inder noch zu verstärken scheint. Zweimal täglich gibt es im Mandir (Tempel) Darshan, also die Möglichkeit, Sai Baba persönlich zu sehen, was immer ein großes Happening ist und von intensiven Bhajangesängen und indischen Instrumenten begleitet wird. Eigentlich ein schönes Erlebnis, wie wir von unserem letzten Besuch in Indien vor fünf Jahren wissen, hat man sich einmal mit der übertriebenen Guruverehrung angefreundet. Doch auch damals störte uns das Rundherum und das Gehabe der Sevadhals, der freiwilligen Ashramordner. Die Grenze zwischen notwendiger Regulierung hunderter und tausender Besucher und unnötiger Schikanen ist fließend. Es gibt sehr viele zum Teil vollkommen dumme Regelungen, die nicht besser werden, wenn sie stur und mit dem Charme von Jugendstrafanstaltserziehern eingefordert werden. Zudem wird man vor Einlass in den Mandir stundenlang auf engstem Raum „zusammengeschlichtet“, um dann in geordneten Reihen hineinzumarschieren. Kaum drinnen beginnt jedoch der Kampf um die „besten“ Plätze, jeder Zentimeter näher am Meister ist kostbar und so bleibt kaum Raum zum Sitzen und Luft zum Atmen und das bei 40 Grad Hitze. Ich bin diesmal jedenfalls nicht so geduldig wie noch fünf Jahre zuvor und gehe in heftigste Auseinandersetzungen mit den Sevadhals und einigen europäischen fanatischen Devotees, die mein rebellisches Verhalten äußerst blasphemisch finden, was mir für die nächsten Tage Mandirverbot einbringt, doch wir hatten nicht vor, ein zweites Mal zu kommen.

Gleich in der Nähe von Puttaparthi ist der Ashram von Nagananda, auf den wir über eine Website gestoßen sind. Es ist ein kleines, aber recht schönes Anwesen, das jedoch verlassen und nur wenig gepflegt erscheint. Von ein paar Arbeitern erfahren wir, dass Nagananda bereits vor vier Jahren verstorben ist.

Weiters fahren wir in das 50km entfernte Pelukonda, wo sich Kaleshwars Ashram befindet. Christian kennt den mittlerweile auch in Europa sehr bekannten Guru, der hier eine spirituelle „Universität“ leitet, von einem Seminar in Graz. Doch der Ashram ist zu unserem Erstaunen von meterhohen Mauern und Stacheldraht umgeben und der bewaffnete Wächter ist nicht befugt, Fremden Einlass zu gewähren. Wir erhalten zwar die Gelegenheit mit europäischen Studenten und Mitarbeitern zu sprechen, doch auch sie wollen uns keine Besuchserlaubnis geben. Auch Händeschütteln ist im Übrigen unerwünscht.

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Anfahrt am frühen Morgen

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Komplettausrichtung auf Baba

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Sattya Geeta, Babas Elefantchen

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Besuch von Swami Naganandas Ashram

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Penukonda, Dörfchen, in dem sich Swami Kaleshwars Ashram befindet

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Fotos vom schwerbewachten Ashramtor aus

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Grüne, dennoch reife, Mango zum Abendessen

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Zwischenstation Bombay, die Verkehrshölle




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